Bald nach dem ESA-Flug hatte ich wieder Gelegenheit, an einem, oder besser gesagt, zwei Parabelflügen teilzunehmen.
Das kam so: Zunächst einmal habe ich viele e-mail-Freundschaften in Wien. Nach meinem Parabelflug in Bordeaux und auf ihre Bitten hin beschloß ich, diese Leute einmal zu besuchen, da wir uns vorher noch nie gesehen hatten.
Paul ist einer davon, und selbst Veranstalter von Parabelflügen, die er für jeden zugänglich und erschwinglich machen will. Er war natürlich sehr interessiert an meinen Erfahrungen bei dem ESA-Flug.
Da er ungefähr zur selben Zeit seinen ersten kommerziellen Flug durchführen wollte, hatte er die Idee, daß ich als erprobte ESA-Parabelfliegerin, die keine Probleme mit Übelkeit usw. hat, doch als 2. Instruktorin (der andere Instruktor ist Paul selbst) auf seinem Flug mitfliegen könnte. Diese Chance konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und richtete meinen Wien-Aufenthalt so ein, daß ich auch bei ihm mitfliegen konnte.
Am 28. September 2002 sollten die Starts dann stattfinden.
Wir fuhren also am Vorabend nach Trencin in die Slowakei.
Wir übernachteten am Flugplatz, die Zimmer dort waren günstig und schön, und das ansässige Fliegerlokal bot auch ganz gutes Essen für einen günstigen Preis, wir mußten allerdings mit slowakischen Kronen bezahlen, da Euros nicht angenommen wurden. Die Kronen hatten wir beim Passieren der Grenze am Wechselschalter eingetauscht.
Der Flugplatz ist ein altes Militärgelände mit massenweise alten Flugzeugen (die allermeisten flugunfähig) und auch sonstigen militärischen Gerätschaften, die wir uns in der Wartezeit auf den Flug angesehen haben. Man konnte diese auch ungestört fotografieren.
Ich habe mir sagen lassen, daß auch die Altstadt von Trencin mit der dortigen Burg sehr sehenswert sei, wir hatten allerdings keine Zeit, diese zu besichtigen.
Nun, unser Flugzeug sollte also am nächsten Morgen eintreffen, aber zunächst war die Enttäuschung groß, als es aufgrund schlechten Wetters doch noch nicht da war. Den ganzen Morgen hofften wir, daß es noch aufmacht, da Parabelflüge nur unter Sichtflugbedingungen möglich sind.
Gegen Mittag nun endlich die erlösende Nachricht, daß auf jeden Fall unser Flieger auf dem Weg zu uns ist. Aber wenn das Wetter nicht mitspielt, würde das alles nichts nützen. Es hieß also weiter zittern, da der Himmel noch nicht so vielversprechend aussah. Ansonsten gäbe es noch die Möglichkeit, die Flüge am Sonntag durchzuführen. Aber unsere Piloten, die schon am Platz waren, liefen schon vielsagend mit Satellitenbildern in der Hand in der Gegend herum (die Maschine kam natürlich mit anderen Piloten, die Seagleair hat ihren Sitz in Trencin und Bratislawa).
Inzwischen trafen auch unsere Fluggäste ein, eine Journalistin des Star Observer, Maria Pflug-Hofmayr, war schon am Vortag mit uns mitgefahren. Die anderen 5 Mitflieger waren teilweise zahlende Passagiere, teilweise Gewinner eines Preisausschreibens, die den Parabelflug gewonnen hatten. Jeweils 3 Passagiere würden an einem Flug teilnehmen.
Bald darauf traf auch unsere Maschine ein, eine zweimotorige Propellermaschine vom Typ LET 410, schon ausgeräumt, da sie normalerweise für Frachtflüge verwendet wird. Es gab für uns also nicht mehr so viel vorzubereiten. Die Reinigung der Maschine und das Herrichten für den Parabelflug wurden weitestgehend vom Personal der Seagleair übernommen (man will schließlich nicht den Staub in der Kabine herumschweben haben). |
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Inzwischen war es für uns Zeit, das Briefing mit den Fluggästen zu halten und sie auf ihr kommendes Erlebnis vorzubereiten und auch alle noch ausstehenden Formalitäten zu erledigen. Das war für mich schon ein seltsames Gefühl, nun selbst vor den Leuten zu stehen, nachdem ich vor drei Wochen beim ESA-Flug unter den Zuhörern saß. |
Dann hieß es wieder warten, bis das Wetter sich besserte. Noch war nicht sicher, ob wir tatsächlich noch fliegen würden oder die Flüge auf Sonntag verschieben müßten. Wir bestellten uns also mal ein Mittagessen, und wie es so kommen mußte, gerade dann kam das o.k. für die Flüge, der erste würde in einer halben Stunde starten. |
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Das Essen kam aber noch rechtzeitig, so daß ich dann noch Paul helfen konnte, die Maschine vorzubereiten, Haltebänder und Kameras anzubringen etc. und mit den Piloten die Ankündigungen für die Parabeln abzusprechen. Mission 1
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Schon nach kurzer Zeit waren wir über den Wolken, im Fluggebiet, für das die Piloten die Freigabe bekommen hatten. Nun konnte also der Spaß beginnen. Unsere Aufgabe dabei war, aufzupassen, daß sich die Passagiere nicht verletzen und für die dazusein, denen es unwohl wurde (natürlich waren auch genug Tüten für diesen Fall an Bord). Aufgrund einiger Turbulenzen durch die Luftunruhe waren leider einige der Parabeln nicht ganz so sauber, so daß wir zu Beginn schon einiges zu tun hatten, damit die Passagiere nicht in alle möglichen Ecken flogen. Natürlich spielte auch deren Unvertrautheit mit der Schwerelosigkeit eine Rolle. Für die schlechten Parabeln am Anfang flogen die Piloten zwei mehr für uns. |
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Auch wir als Instruktoren hatten aber unseren Spaß dabei. Gegen Ende des Fluges ging es einem der Passagiere dann nicht mehr so gut, und ich schnallte ihn in den Sitz, allerdings hat ihm der Flug laut seiner Aussage trotzdem einen riesigen Spaß gemacht. Mission 2
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Insgesamt war es ein Riesenspaß für alle von uns, trotz gelegentlicher Unpäßlichkeit bei einem Teil der Passagiere, und alle waren sich einig, daß sie diese Erfahrung gerne wiederholen würden. |
Alle genießen es, frei schweben zu können |
In der November-Ausgabe 2002 des deutschen Astronomie- und Raumfahrtmagazins "Star Observer" (PDF, 778 KB) und in der "SkyRevue" 5/2002 (PDF, 116 KB) erschienen auch Artikel über diesen Flug. |